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Es sind Worte einer 91-jährigen Frau, die unter die Haut gehen und für minutenlange Stille sorgen: „Ich wollte noch einmal die Sonne sehen, bevor alles vorbei ist.“ Sie stammen von Erna de Vries, einer Holocaust-Überlebenden aus Lathen, die im Rahmen eines Schulprojektes die neunten Klassen der Antoniusschule in Thuine besuchte und über ihre Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau berichtete.

Über sechs Millionen Juden verloren während der Zeit des Nationalsozialismus ihr Leben in Konzentrationslagern. Bis heute leiden die wenigen Überlebenden des wohl größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte unter ihren traumatischen Erlebnissen und sind kaum in der Lage, über ihre Erfahrungen zu berichten.

Bei Erna de Vries ist das anders. Seit über 30 Jahren wohnt die Holocaust-Überlebende aus Kaiserslautern im emsländischen Lathen und besucht Bildungseinrichtungen, um als Zeitzeugin zu berichten. Für ein langfristiges Projekt über die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges wurde Erna de Vries am Dienstag von den Lehrern Hermann Wellermann und Friederike Fuhrmann in die Antoniusschule Thuine eingeladen und sprach anderthalb Stunden vor 50 Schülern der neunten Klassen.

Als kleines Mädchen wächst Erna de Vries wohlbehütet in Kaiserslautern auf. Nach dem Tod ihres Vaters teilt sie sich zusammen mit ihrer Mutter eine Wohnung, bis sich ihr Leben schlagartig ändert: Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, wird der jüdischen Familie spürbarer Hass und jede Menge Abneigung entgegengebracht. In der Reichspogromnacht wird die Wohnung verwüstet und das komplette Hab und Gut der Familie zerstört.

Gerade einmal 19 Jahre alt ist Erna de Vries, als sie im Sommer 1943 zusammen mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert wird. „Mir war klar, dass wir nicht mehr lange zu leben haben“, erzählt die Lathenerin und sorgt für einen spürbaren Gänsehautmoment unter den Schülern. „Die Zeit in Auschwitz war unvorstellbar. Wir konnten uns nie sicher sein, ob wir am nächsten Tag noch einmal aufwachen würden“, schildert die 91-Jährige ihre Erlebnisse.

Zusammen mit 85 anderen Frauen wird Erna de Vries nach einigen Monaten voller Qualen in die Kriegsproduktion nach Ravensburg versetzt. Kurz vor der Abfahrt trifft sie zum letzten Mal ihre Mutter, die sie mit den Worten verabschiedet: „Kind, du wirst überleben und erzählen, was man mit uns gemacht hat.“ Im Jahr 1945 hat die Leidenszeit schließlich ein Ende, als die Jüdinnen von amerikanischen Soldaten befreit werden.

Seit einigen Wochen beschäftigen sich die Schüler der Antoniusschule Thuine nun schon mit dem schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte. Auf das Treffen mit Erna de Vries haben sie sich mit Referaten und umfangreichen Dokumentarfilmen vorbereitet.

Die Erlebnisse der Holocaust-Überlebenden hinterließen einen bleibenden Eindruck: „Die Geschichten waren total spannend und überaus emotional“, meint beispielsweise Philip Nentwig aus der Klasse 9h.


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